Mittwoch, 21. Februar 2007

Mühsamer Startversuch nach dem Vollbad / Seeburg 16.08.2006



Als letzter der sechs Jungstörche in der Region um den Seeburger See war das Einzelkind im Nest von Ludwig Pape am 16. August flügge geworden. Ich konnte beobachten, wie das Stor-chenkind kurz vor elf Uhr morgens sich vom Nestrand abstieß und noch recht unbeholfen zur gegenüberliegenden Schweinewiese flatterte. Dort landete es etwas wackelig und begann nach einer kleinen Verschnaufpause mit den ersten unsicheren Schritten auf dem Boden der Feucht-wiese.
Danach putzte sich der Jungvogel ausgiebig sein Gefieder, wobei besonders die schwarzen Schwungfedern beider Flügel glatt gestrichen wurden. Der junge Adebar stocherte bei seinem ersten Ausflug in die Welt außerhalb seines Horstes ohne Zögern zwischen den Pflanzen der Wiese nach Nahrung, die er mit seinem noch kurzen dunklen Schnabel aufhob und verschluckte.
Dies alles geschah unter der wachsamen Beobachtung eines Altvogels, der sich ungefähr 200 Meter entfernt hoch oben auf einer abgestorbenen Pappel niedergelassen hatte. Ludwig Papes Schweinewiese bot dem flügge gewordenen Jungen gute Möglichkeiten zur Erkundung seines Lebensraums. Schon bald interessierte ihn das seichte Wasser des nahen Tümpels. Hier trank er in der Art wie er es bei seinen Eltern vom Nest aus gesehen hatte. Während der vorangegan-genen Hitzewelle hatte ich mehrfach beobachten können, wie die Altvögel aus dem Tümpel Wasser geholt und damit das Federkleid ihres Nachwuchses zur Erfrischung besprüht und ihn aus ihren Schnäbeln getränkt hatten.
Vom nassen Element war das Storchenjunge sichtlich begeistert. Nachdem es getrunken hatte, tauchte es zuerst mit dem Kopf unter Wasser, um anschließend mit dem ganzen Körper ins Wasser zu gleiten und dort flügelschlagend sein erstes Vollbad zu nehmen. Vermutlich wollte der kleine Storch hierdurch gleichzeitig winzige Plagegeister wie Milben und Kleininsekten loswer-den, die sich zwischen seinen Federn häuslich eingerichtet hatten.
Völlig nass und erschöpft begann der Jungvogel schließlich damit, die Wassertropfen abzuschüt-teln. Ungelenk versuchte er hüpfend und schreitend und mit weit ausgebreiteten Flügeln vom Boden wieder abzuheben. Mehrere kräftezehrende Startversuche misslangen.
Der unruhig gewordene Altvogel versuchte den Jungen anzuspornen, indem er ihn überflog und zischend und pfeifend lockte. Nach einer halben Stunde kam der zweite Altstorch zu Hilfe: Deut-lich sichtbar trug er Heu im Schnabel und flog damit zum Nest. Wenig später gelang dem sehr spät geschlüpften und mit einiger zeitlicher Verzögerung endlich flügge gewordenem „Sorgen-kind“ der Flug ins heimische Nest, wo er sich erschöpft hinlegte.

Keine Kommentare: